Nerdfee

Liebe Fachpresse des Spielejournalismus:

Wir müssen reden.

Ihr lebt den Traum vieler Gamer. Ihr bekommt Spiele und Konsolen vor Release und das auch noch geschenkt. Alles was ihr dafür tun sollt, ist Euren Job machen:

Ihr sollt darüber schreiben und die Leser aufklären, was das jeweilige Spiel zu bieten hat.

Das macht ihr ja auch brav, aber die Art wie.. Da vergeht mir alles. Allen voran vergeht mir die Lust auf's jeweilige Game! Eure seitenlangen, detaillierten Game-Reviews sind fachlich sicher perfekt, doch kommen sie nicht über den Rand des platten Tellers hinaus.

Ich versteh Euch ja, ihr macht was ihr gelernt habt, nämlich gründliche Arbeit. Ihr seid da in eine Ecke gedrängt. Der Chef will nun mal, dass ihr über jeden kleinsten Krümel berichtet. Ich sehe quasi vor mir, wie ihr einst (voller Tatendrang) kreative Texte abgeliefert habt, die komplett rot angestrichen zurück auf euren Schreibtisch landeten.

Es sollten mehr Infos rein:

Wie verhält sich die dritte Gegnerwelle auf dem höchsten Schwierigkeits-Level?
Fällt der Gegner auch schön realistisch zu Boden?
Ist die Grafik im Keller des fünfzehnten Gebäudes auch gut?
Oder ist die Spinne in der Ecke etwas unscharf?

Ihr nehmt die Spiele auseinander und berichtet über alle Bestandteile. Am Ende bleibt noch eine Zahl zwischen 1-10, der ich dann die Qualität des Games entnehmen soll.

Für Euch ist ein Spiel ein Produkt, das ihr ins kleinste Detail beschreiben müsst. Es ist Arbeit, die Euch Zeit und Nerven kostet.

Für mich, als Gamer mit Herz, sind diese ideenlosen und trockenen Zeilen ein Schlag in die Magengrube.

Ein Spiel ist Kunst.

Man muss es auf sich wirken lassen, man muss es aufsaugen und sich nicht an einer Punkteliste zusammenrechnen, ob es gut war oder nicht, das spürt man!

Ein Hardcore-Gamer, der meckert, wenn ihr nicht jeden Pixel erwähnt, ist Euer Kunde.

Ihr vertut Euch leider, wenn ihr meint dass dieses Klientel Eure Hauptzielgruppe ist. Die meisten Zocker möchten das Spiel selbst leben. Sie möchten sich nur informieren, worum es geht, was das Game zu bieten hat.

Aber ihr zeigt, anstatt des Teasers, den ganzen Film und nicht nur das, ihr nehmt ihn auseinander und nehmt ihm den kompletten Zauber und Reiz.

Es ist als würde man Euch eine Pizza reichen, anstatt dass ihr sie geniesst kratzt ihr erst den Käse ab, dann die Tomatensauce und schliesslich untersucht ihr auch den Teig. Am Ende berichtet ihr dann, was genau enthalten ist. Über den Geschmack auf der Zunge hätte ich aber gerne etwas gewusst und auch Euch hätte ich diesen gegönnt.

Öffnet doch bitte Eure Herzen. Lasst es zu, dass Spiele Euch verzaubern. Hört auf die Fehler zu suchen und die Spiele komplett auseinander zu nehmen.

Lasst es zu, dass ihr die Zeit vergesst und plötzlich der Wecker klingelt. Lasst das Bier warm werden, spürt das Kribbeln in Euch. Setzt Eure rosa Brille (wieder) auf, lasst los.

Seit bereit für die nächste Video-Spielliebe Eures Lebens!