Nerdfee


Und da ist er, dieser Moment auf den ich so lang gewartet habe. Alles ist so irreal, wie in einem Traum. Das Licht im Kinosaal wird gedämmt, minutenlang flackert Vorschau über die Leinwand. Die Werbung für ein Fitnesscenter belächle ich müde, während ich Bier und Nachos konsumiere. Aber Eieiei.. Ghost in The Shell ist auf der Leinwand noch berauschender als erwartet und auch die Guardians speichere ich mir erneut auf der unbedingt To-watch-Liste ab.

Aber eigentlich bin ich gerade gar nicht aufnahmebereit für schöne Ablenkungen. Ich will nur Rogue One - A Star Wars Story! Niemand und nichts kann da nun zwischen kommen. Und so sitze ich angespannt auf meinem Kinosessel und rutsche nervös hin und her..

Und dann ist es so weit. Es erwacht die Macht auf der Leinwand. Meine Aufregung ist am Rande der Vorstellungskraft, still bete ich innerlich noch einmal zur heiligen Mutter Palpatines: Bitte lass es Star Wars sein, richtiges Star Wars!

Schon werde ich in diese weit, weit entfernte Galaxie gerissen. Es dauert nicht lang und ich fühle mich als würde ich nach sehr langer Zeit zu Hause ankommen. Während der Film von einem Planeten zum nächsten hüpft, ohne mich dabei zu überfordern, wenn auch ungewohnt, hüpft mein Herz wie es lang nicht mehr..

Es ist fast schon unbeschreiblich was Rogue One für ein atemberaubendes und perfektes Star Wars abliefert. So berauschend hätte ich es mir nicht erträumen können. Gekonnt erstrahlt die Atmosphäre von Episode 4 an allen Ecken und Kanten mit Liebe zum Detail und wirkt dabei so natürlich wie der Wunsch nach Frieden im Universum. Die Schnäuzer, Koteletten, Uniformen und die alten Armaturen knüpfen mit purer Nostalgie absolut realistisch, enge Bänder zu A new Hope.

Diese Star Wars Atmosphäre trägt mich leichtfüssig und bekannt durch den ganzen Film, kleine TIE Fighter fliegen in meinem Bauch und das liegt nicht an den Protagonisten. Die Schauspieler haben mich nicht vom Kinosessel gehauen. Oft kommen sie etwas farblos und matt daher, aber jeder für sich, mit Hilfe alter Bekannter und einem charmanten Droiden, bringt Individuell ein Gewürz in diese köstliche Suppe. Und wenn ich ehrlich bin, ist die Handlung mir sowieso gar nicht wichtig, es geht um mein schlagendes Herz das bald explodiert.

Überall im Film gibt es kleine bis grosse Eastereggs. Mal sind es bekannte Herzens-Zitate die einen Schmunzeln lassen, mal Auftritte von bekannten Helden die einem den Atem rauben, aber zu keiner Zeit ist es zu viel. Wie oft würde ich gern einfach schreien, applaudieren und hüpfen, aber die Spannung und Fassungslosigkeit über diese Schönheit lässt mich still und leise mit offenen Mund einfach nur staunen.

Dieses ganze Meisterwerk in seiner vielschichtigen Pracht wird von einem epischem Soundtrack umschmeichelt. Oft gibt es Momente in denen mir auffällt, dass die Musik gewagt anders ist. Allerdings ist sie zu jeder Zeit stimmig.. nur fehlt diese eine Melodie, die im Kopf bleibt.

Apropos Töne: Was wäre Star Wars wenn es nicht ordentlich rumst und bumst. Es braucht ein bisschen Vorspiel bis alle bereit sind, jeder will sich mir kurz vorstellen und dann aber ab die ATATs! Es hat Piew Piew vom Feinsten mit erfrischenden kleinen Kämpfen bis hin zu epischen Schlachten.

Und dann gibt es diese drei - vier Szenen die dem Todesstern in den Schatten rücken weil sie mit Wucht der Nostalgie mich einfach nur in den Sitz drücken. Meine Hände werden feucht, ich umkralle meinen R2D2 Rucksack und zittere vor tiefer Liebe. Darth Vader. Ich kann es nicht fassen, so mächtig und stark und episch wie ich ihn nie sah. Und die Macht, ich weiss nicht ob warm oder kalt, kriecht mir ganz langsam den Nacken entlang.

Ein Moment der ewig bleibt.

Der ganze Film ist kein Ausflug auf den Rummelplatz der Star Wars-Nostalgie der einfach nur den Fans gefallen will, sondern endlich wieder ein ernst zunehmender Meilenstein den man nicht hinnimmt sondern anbetet.
Er ist echt, pur und greifbar. Er stellt alle anderen Star Wars "Versuche" in den Schatten und setzt einen Grundstein für Kommendes.

Ich liebe ihn, er weiss es.

Plötzlich geht das Licht an, dabei hat der Film doch gerade erst begonnen, aber die Welt fängt rücksichtslos an sich wieder zu drehen. Ich bemerke nach einer Weile, dass ich gar nicht alleine bin. So viele Menschen reden und philosophieren. Ich bleibe stumm und bin irgendwo anders, noch im Rausch, unfähig Worte zu finden die meiner Liebe Ausdruck verleihen könnten. Überreizt von dem Geschenk dass ich gerade bekommen habe.

Ich fange den Blick von dem fremden Mann rechts neben mir auf.. Er grinst mich an, ich grinse zurück und ich weiss wir fühlen es beide.

Die Macht ist mit uns.