Nerdfee

Glitzerseelen Aussenseiter

Von der Masse der Gesellschaft aus betrachtet, werden wir mit Floskeln und Vorurteilen in die Schublade der zweiten Klasse gepackt.

Man braucht uns nur betrachten und schon hat man ein Bild von uns.

Wir wissen das und lächeln darüber! Es ist uns egal. Nein, wir finden es sogar gut nicht dazu zu gehören. Denn wer einen Rahmen akzeptiert, läuft bald im Kreis und lässt dabei das Kind im Herzen verhungern.

Ja, wir unterscheiden uns von der Menge. Der Eine indem er sich unauffällig zurückzieht, der Andere indem er sich direkt als bunter Vogel zeigt und auffällig abhebt.

Wir unterscheiden uns nicht nur von der Menge, wir unterscheiden uns auch voneinander. Doch etwas haben wir gemeinsam:

Unsere Herzen schlagen im gleichen, ehrlichen, euphorischen Takt.

Ich muss immer etwas schmunzeln, wenn ich über meinen Freundeskreis nachdenke.

Als ich jünger war (damals, als eine Kugel Eis 50 Pfennig gekostet hat und man mit einer Mark der König im Kiosk war), hatte ich keine Freunde. Es fiel mir nicht schwer mit anderen Kindern zu spielen, ich hatte einfach keine Lust. Stattdessen beobachtete ich lieber, dabei fiel auf, dass Gleich und Gleich sich gern gesellt:

Da waren die Sportler auf einen Haufen und spielten Fussball, die modebewussten Mädels unterhielten sich über Klamotten und die Streber sassen einfach nur beisammen.

Das hat sich in meinem Leben nie widergespiegelt. Ich habe eine Vorliebe für (andere) Aussenseiter.

Dabei sind sehr ungleiche Freundschaften entstanden. Und das ist herrlich. Wenn wir alle eine Farbe hätten, so wäre jeder knutschkugel-neon-leuchtend und zusammen wären wir solch ein kitschiger Einhorn-Regenbogen-Glitzer-Kuchen, den man momentan überall sehen muss!

Wir sind verknüpft in unseren bunten Seelenfasern und doch sind wir alle frei. Die Schönheit dieser Freundschaft ist für Aussenstehende nicht zu sehen.

Wir haben nichts gesucht und dennoch haben wir uns gefunden. Wir füllen unsere Lebensbücher gegenseitig mit wundervollen Momenten, ohne sie zu beschweren.

Wir sind Menschen von denen man denkt, wir seien stark und gerne erzählt man uns alle möglichen Sorgen, denn wir haben immer einen guten Rat. Warum? Weil wir als bunte Schafe schon viel durch haben und wissen wie es auf dem Boden ist. Viele unerträgliche Tage enden im sicheren Arm des Anderen.

Wir sehen, wenn es gerade schwer fällt stark zu sein, denn wir kennen uns. Wir sind schlau und machen immer wieder blöde Fehler, weil wir den Moment der Schönheit genau so tief fühlen wie den Schmerz danach.

Wir lachen, wenn es mal wieder zum weinen ist. Wir wollen vieles ganz sicher, aber vielleicht auch nicht.

Wir sind zufrieden,
doch wollen wir mehr. Wir sind einverstanden mit der Meinung des Anderen, sehen jedoch vieles anders.

Wir wollen alles wissen, aber lassen manches vielleicht ungesagt. Mal gehen wir, aber nicht ohne zu bleiben.

Wir verstehen das Nichtgesagte in Worten die nicht gelogen, aber manchmal nicht wahr sind.

In der dunkelsten Stunde leuchten die schwarzen Schafe noch heller als die Sonne.

Das schwarze Schaf ist gar nicht schwarz,
die graue Maus nicht grau.
Das Mauerblümchen hat es faustdick hinter der Knospe,
ganz gleich ob - Mann oder Frau.