Nerdfee


The Last of us 2

Oder: Next please

Kennt ihr diese Fremdschäm-Momente im TV, wenn Jemand etwas vollkommen bescheuertes macht und man einfach nicht zugucken kann? Ich wende mich dann ab oder schalte, je nach Grad der Unmöglichkeit, auch komplett weg.

Diese Momente sind mir so oft bei Serien und Filmen aufgefallen, dass ich gar nicht wüsste wo ich anfangen sollte. Aber bei Videospielen kann ich mich gerade nur an einen einzigen Titel erinnern:

The Last of us 2

Sieben lange Jahre habe ich auf den Nachfolger, von einem der besten Single-Player-Games aller Zeiten, warten müssen. Doch wie es so oft mit Träumen ist, gehen die nicht immer so in Erfüllung wie man sich das vorstellt.

Zugegeben habe ich mir gar nicht viel vorgestellt, ich habe mich auch bewusst nicht spoilern lassen, mir nichts durchgelesen oder angeschaut, ich wollte nichts ahnend in diesem Titel versinken.

In den ersten Minuten schien das Glück perfekt. Die gestochen Scharfe Grafik hat mich berauscht und um den Finger gewickelt. Der epische Soundtrack hüllte mich ein und die Steuerung war so herrlich intuitiv, dass ich mein Glück zuerst gar nicht fassen konnte. Ich hatte Blut geleckt und wollte dieser Schönheit auf den Grund gehen.

Nur ist das Aussehen nicht alles, eigentlich ist das Aussehen doch sogar so ziemlich gar nichts. Es hilft sicher auf sich aufmerksam zu machen, aber dann muss man mit anderem überzeugen.

Bei dem ersten Teil von The Last of us haben mich vor Allem die Charaktere umgehauen, sie haben sich nachvollziehbar, wie meine Schützlinge, entwickelt, ich schloss sie ins Herz, baute eine Bindung auf und fühlte ihnen alles nach. Ich bin mit ihnen durch die Hölle gegangen, weil ich mit ihnen verschmolzen bin. Für mich macht das einen guten Single-Player-Titel aus, dass ich mit den Charakteren eins werde die ich spiele und wir uns gemeinsam auf den Weg machen ihre Ziele zu verfolgen.

Leider ist das bei The Last of us 2 nicht gegeben. Die Handlungen und Entscheidungen der Charaktere wirken vollkommen unnatürlich. Der Spaß am Spiel wird dermaßen respektlos mit Füßen getreten indem man stundenlang gezwungen wird einen Charakter, mit vollkommen bescheuerten Beweggründen, zu ertragen und mit ihm Dinge zu tun, die man gar nicht machen mag.

Da sind wir wieder beim Fremdschämen, nur leider reden wir nicht von einem kurzen Moment sondern von Stunden. STUNDEN DES HORRORS (und ich meine nicht das Genre). Ich kann nicht wegsehen, ich kann nicht abwarten bis es vorbei ist.. stattdessen muss ich den Charakter, der vollkommen am Rad dreht, auch noch spielen.

Ich glaube so viele gravierende Plotholes habe ich in noch keinem Spiel gesehen. So unsympathische, dumme und oberflächliche Charaktere, sind mir selten untergekommen.

Eigentlich steuert man ja Charaktere, aber steuern würde bedeuten, dass ich eine gewisse Macht über das Geschehen hätte, was leider nicht der Fall ist.

Man muss nicht immer einer Meinung sein, man muss nicht „gut“ sein oder „böse “, aber was es für mich braucht, um in einem Videospiel meine vollkommene Freude zu finden ist, dass ich die Beweggründe der Protagonisten und Antagonisten nachfühlen kann. Bis zu einem gewissen Punkt klappt das auch bei The Last of us 2.

Zugegeben, die Story ist jetzt kein neu erfundenes Rad, aber sie ist nicht das Problem. Und auch dass ich die Antagonistin plötzlich spielen muss, finde ich zwar erst widerlich, am Ende aber super interessant. Es hat viele gute Idee, die am letztendlich leider an den Plotholes scheitern. Es passt hinten und vorne nicht.

Ich bin super enttäuscht und frage mich wie man sowas grauenhaftes, nach so einem Meisterwerk, entwickeln kann.

Next please! Ich hoffe Cyberpunk 2077 wird nicht nochmal verschoben.