Nerdfee

Als ich fünf Jahre alt war, konnte ich (wie so oft) nicht einschlafen. Also stand ich auf, um das meiner Mami mitzuteilen (mit fünf schien das total logisch).

Meine Mami sass im Schaukelstuhl, ganz nah vorm Fernseher (sie war schrecklich kurzsichtig), und schaute offenbar einen Kinderfilm. Sie bemerkte mich nicht, also ergriff ich die Gelegenheit und setzte mich heimlich hinter sie, auf das Sofa, um auch fernzusehen (ich Fuchs).

Der Film war bereits in Gang. Ein Junge bekam eine Puppe zum Geburtstag geschenkt. Und es stellte sich heraus, dass die Puppe lebendig war. Es schien in Richtung Pinocchio zu gehen. Herrlich!

Aber dann hatte die Puppe plötzlich ein Messer und fing an auf Menschen einzuhacken. Was war denn los mit der? Als wäre das nicht genug, bekam immer der Junge den ganzen Ärger. So ein blödes Spielzeug!

Ich war schockiert.

Warum hat die Mutter dem Jungen sowas denn geschenkt?

Hat sie ihren Sohn nicht lieb gehabt?

Wieso spielt der überhaupt mit Puppen?

War das einer von denen, der kein Fernsehen schauen durfte und deshalb nicht wusste was für saukuule Actiontoys es gab?

Und warum war die Puppe so hässlich?

War die Puppe so sauer, weil sie so hässlich war?

War das Spielzeug vielleicht kaputt?

Und wo war denn nun Geppetto?

Fragen über Fragen.

Das war ein komischer Film. Die Puppe war weiter total sauer und irgendwie unheimlich. Das gefiel mir alles gar nicht. Ich entschied mich, mir das nicht länger anzusehen und schlich zurück in mein Zimmer. Dort betrachtete ich meine Spielsachen. Unschuldig und vertraut blickten sie mich an.

Nein, mein He-Man, mein Alf und mein Lars Eisbär würden doch so etwas nicht tun. Die waren ja aber auch schön und hatten keinen Grund sauer zu sein.

Aber bei dieser Riesen-Barbie meiner Freundin, da hatte ich Zweifel. Generell konnte ich den Spielsachen meiner Freunde nicht vertrauen und bei den Nachbarn hing so ein Porzellan-Kopf-Zauberer auf einer Schaukel im Fenster, ich war mir sicher mit dem stimmt was nicht.

Zur Sicherheit ging ich nur noch mit einem Butterbrotmesser (Obacht vor dieser epischen Waffe) aus dem Haus. Man kann ja nie wissen.

Chucky – Die Mörderpuppe habe ich übrigens nie wieder gesehen, mein Verhältnis zu Puppen ist seither auch etwas gestört.

So ein doofes Spielzeug!