Nerdfee


Das Buch der Survival Horror Spiele ist alt und dick. Es tropft vor Blut und traut man sich es aufzuschlagen, so ist es eine abartige Achterbahnfahrt durch die verschiedenen Abgründe der Hölle.

Es gibt Spiele die mich gekrallt haben, so dass ich bei dem Gedanken an sie bereits zittere, es ist Liebe und gleichzeitig Hass. Manche Seiten sind aber auch harmlos und es kaum wert zu Ende betrachtet zu werden.

The Evil Within ist eindeutig die erstere Variante. Dieses Spiel hat ein altes Kapitel im Horror-Buch aufgeschlagen, auf das ich lange gewartet habe. Die Seiten sind so dunkel, sie schreien und sind blutverschmiert, so dass ich sie kaum entziffern kann.

Ich erinnere mich genau an diesem Tripp:

Ich bin angespannt und vollkommen orientierungslos. Alles Glück hat meinen Körper verlassen und kehrt wohl nie wieder zurück. Ich habe eine verflixte Angst. Die Atmosphäre schafft mich. Verstörende Bilder machen mich krank, widerliche Geräusche kriechen durch meine Ohren in meine Innerstes. Mein Herz rast, ich glaube es explodiert. Ich traue mich nicht zu atmen. Meine Munition ist leer und ich weiss nicht wohin. Ich bin hilflos, renne und schleiche. Wieder verrecke ich und fluche vor Hass.

Gleichsam bin ich verliebt. The Evil Within macht etwas mit mir, was der Horror in Games lange nicht tat: Es greift mich erbarmungslos und lässt mich nicht los. Es penetriert meine Gedanken, erweckt meinen Ehrgeiz, lässt mich Gefühle fühlen, wie eine Explosion am Rande des Nervenzusammenbruchs: Glück, Trauer, Wut, Angst und Verzweiflung spielen Ping Pong mit meinem Kopf und halten mich wach.

Ich will es fühlen! Ich will mehr.

Die verwirrende Story und die grossartigen Charaktere halten mich gefangen auf einem hohen Frustrations-Level. Neben den Gegnern ist der Teufel ein BonBon verteilendes Elfenwesen. Hier passieren Dinge, die mich auf ewig verfolgen werden, denn so etwas Böses vergisst man nicht.

Und dann hat es diese beruhigenden Momente, in denen ich mich kaum traue zu entspannen. Clair de Lune berührt meine Seele und streichelt sie sanft. Ich kann mich nicht wehren, ich verweile und gebe mich dieser besinnlichen Ruhe vor dem nächsten Rennen um mein Leben hin. Die Anspannung lässt aber auch bei der sinnlichen Klassik nicht nach. Zu tief ist die Angst in mir.

Plötzlich fasse ich, nach einer gefühlten Ewigkeit, wieder Mut, ich schmeisse mich wieder in die Hölle. Das Spiel zerrt mich rein und raus. Meine Nerven sind bereits gestorben. Ich quäle mich durch dieses fantastische Spiel, während ich fluche und heule und immer wieder elendig mein Leben lasse.

Und schliesslich dieser Abspann. Meine Hände sind triefnass vor Angstschweiss, sie sind immer noch an den Controller gefesselt, mein Körper schmerzt vor Anspannung..

Der Soundtrack gibt mir den Rest..

Jesses.

Plötzlich bin ich wach aus diesem Albtraum. Vollkommen leer keuche ich auf dem Sofa.. und doch sehne ich mich den Tripp durch die Hölle direkt erneut anzutreten, denn das Böse in mir schreit nach seines Gleichen.

Das ist Survival-Horror wie ihn meine Silent-Hill-geschundene Seele braucht. Wo andere Survival-Horror-Spiele mehr in Action abdriften, findet The Evil Within den ekeligen Pfad der Dunkelheit am Rande des Bösen.

Ein traumhafter Albtraum von Spiel, der mich tief gequält hat. Dieses Kapitel ist nun nicht nur im Buch der Horror-Spiele eine besondere Seite, dieses Kapitel ist nun Teil meines Herzens.

Ich hoffe auf eine Fortsetzung die ich aufsaugen werde, damit sie mich aus dem innern zerfetzen kann.

Ich will das Böse in mir.