Nerdfee


Super Mario Odyssey

Es gibt unterschiedliche Stufen der Freundschaft:

Da ist einmal dieses aufregende Gefühl einer neuen Verbundenheit, wenn man es kaum erwarten kann immer mehr vom Anderen zu wissen. Man möchte ihn kennenlernen, bei sich haben und dieses Hochgefühl seiner Anwesenheit geniessen. Es gibt so viel zu erzählen und so vieles möchte man erfahren.

Und wenn es gut läuft (und man viel Glück hat), entwickelt sich aus dem anfänglichen Beschnuppern eine unendlich wertvolle Freundschaft, basierend auf Vertrauen, Zeit und gemeinsamen Erlebnissen.

Mit Super Mario Odyssee erweckt Nintendo beides in mir:

Ein frisches, kribbelndes Beschnuppern von herrlich Neuem und eine alte, tiefe Verbundenheit, die mein Herz seit jeher ihr Zuhause nennt. Schliesslich war doch das SNES samt Super Mario World, meine erste eigene Konsole (es juckt mir in den Fingern diese Erinnerung aufzuschreiben, aber gerade geht es um die neue (alte) Liebe!).

Ich durfte auf der Gamescom zwei Level des neuen Mario Spiels anzocken und ich bin immer noch berauscht.

Da sass ich.. auf der Couch bei Nintendo und bekomme den Pro Controller in die Hand gedrückt, plötzlich bin ich mittendrin.

Mario steht in einer Wüste und mein Herz geht auf. Überall um ihn herum liegen kleine bis riesige Eisblöcke. Ein Schild teilt mir mit, dass ich Marios Mütze "Cappy" werfen kann, ich solle es einfach mal an Objekten in meiner Umgebung austesten.

Praktischerweise hat es so viel in der lebendigen Umgebung zu entdecken. Anfangs werfe ich Marios Mütze einfach querbeet auf Eisblöcke und Gumbas, um diese zu zerstören. Aber umso mehr ich mich dem Spiel öffne, umso mehr bekomme ich zurück. Werfe ich Cappy auf ein fliegendes Objekt, kann ich dieses übernehmen und mithilfe dessen kurze Strecken zurücklegen. Manch ein Gegner kann mir nützlich sein, übernehme ich zum Beispiel einen mit Sonnenbrille, lassen sich Geheimgänge ausfindig machen. Ich kann Cappy aber auch einfach werfen und auf sie drauf springen. Allein diese wundervoll umgesetzten Gedanken reichen ja schon um mich verliebt zu machen.

Ich stürze mich intuitiv tiefer ins Abenteuer, zugegeben erstmal etwas holprig, denn nach knapp 200 Stunden Breath of the Wild bin ich so sehr an Link gewöhnt, dass ich meine Zeit brauche mit Mario zu verschmelzen.

Mario ist frei. Überall möchte ich sofort hin.. Und überall darf ich sofort hin! Natürlich gibt es eine Hauptquest, aber ich kann mich auch einfach in diesem Action Jump & Run verlaufen und herrliche Kleinigkeiten finden.

Trotz der ganzen Erneuerung ist der knuffige Italiener der Alte geblieben, was sich nicht nur optisch und akustisch zeigt, sondern auch bei der Steuerung recht schnell offenbart. Die Stampfattacke, der Weitsprung und der Salto, alles funktioniert noch wie gehabt.

Fast schon erscheinen mir die Gegner lästig, schliesslich will ich erstmal alles auf mich wirken lassen, jedoch gibt es überall grantige Biester die nach dem Tode lechzen.

Zwischen bekannten Freunden und Feinden entdecke ich schnell mein neues Lieblings-Highlight: Die 2D Passagen im Spiel. Springe ich mit Mario in eine pixelige Röhre, verwandelt er sich in eine 2D-Version vergangener "Super Mario Bros"-Tage und es gilt einen kurzen aber kniffligen Part in Retro-Art zu zocken. Herrlich ist hier nicht nur allein diese Idee und die fantastische Optik, sondern wiedermal die Liebe zum Detail, denn auch die Musik switched (Chchch Switch) in diesen Passagen in alte, vertraute Klänge.

Doch das ist lang nicht alles. Mario sammelt keine Sterne mehr, es hat nun Monde (keine Raumstationen, wirklich echte Monde). Aber ganz ehrlich, nach all den Jahren hat er sich doch mal etwas Abwechslung verdient, immer nur Sterne sehen kann ja nicht gesund sein. Schön ist, dass es in den Levels überall recht viele Monde hat, so kann man auch unterwegs mit der Switch in der Bahn, im Flugzeug und co. mal ein paar Minuten spielen und sein Erfolgserlebnis recht schnell verzeichnen.

Ich will mich aber nicht zu sehr stressen.. Ich mag grad nicht nur kämpfen und das Level schnell beenden. Ich will jedes Sandkorn beschnuppern, doch plötzlich sind die zehn Minuten Spielzeit für das Level schon um, doch der Nintendogott startet sofort ein Neues (ein Mann der weiss was ich will).

In dem zweiten anspielbaren Level findet sich Mario in einer Grossstadt wieder. Willkommen im Erlebnispark New Donk City, ein riesiges Wunderland das, (nicht nur, aber auch) dank neuer Fähigkeiten von Mario, zum Abenteuerspieplatz fungiert.

Sehr menschlich wirkende Männer in Anzügen und Frauen in Kleidern stehen herum, Taxen zieren die Strassen und doch ist der comicartige Mario, in dieser gar nicht so knutschkugel bunten Welt, kein Fremdkörper. Mit kleinen Details wie Fragezeichenblöcken an den Ampeln, Autodächern die wie Trampoline fungieren und Stahlträgern vor Hochhäusern, welche wundervoll wie die Kulisse von Donkey Kong aussehen, fühlt es sich wundervoll heimisch an in dieser grossen Stadt (welche übrigens Pauline als Bürgermeisterin hat.. wirklich!).

Ich weiss vor lauter Reizen wieder gar nicht wohin mit mir. Also lasse ich mich von den Anregungen des erfahrenen Nintendomanns leiten und werfe Cappy auf den Herren ohne Hut, der gerade ein Spielzeugauto steuert. So kann ich für diesen das Fahrzeug durch einen Parcours lenken (Jesses, war das ein Kampf das Teil zu steuern.. Ich möchte nicht darüber reden) und schliesslich zur Belohnung einen Mond einsammeln.

Als nächstes hüpfe ich auf ein Mofa und düse etwas durch die Strassen, ich gehe Seilchen springen um einen neuen Rekord aufzustellen.. ich bin 1x mit dem Mofa gehüpft! Macht das erst mal nach.. kommt erstmal auf so eine Idee! Und genau das ist der Grund warum mein Herz auf ewig Nintendos Namen tragen wird:

Es ist wie ein Wunderland der Fantasie, wenn ich es denken kann, dann kann ich es auch machen.

Ich lasse Mario auf eine Laterne klettern, kurz verweile ich.. Eieiei sieht die Welt atemberaubend schön von hier oben aus. Wunderschön, ich bin sprachlos. Im Hintergrund hupen Autos, in der Ferne sehe ich Wolkenkratzer die quasi nach mir rufen und entdeckt werden wollen. Irgendwo spielt Jemand Saxophon.

Die Liebe zum Details macht sich plötzlich nicht nur in der Entfernung bemerkbar. Plötzlich setzt Mario sich hin und macht eine Pause. Wie unglaublich lebendig er ist, zum ersten Mal nehme ich ihn richtig wahr und das wohlig warme Gefühl in mir kocht über.. dieser Moment, wenn man weiss dass es Liebe ist! Ich möchte den verantwortlichen Entwickler schlicht küssen und den Nintendomann neben mir auch (Ich konnte mich beherrschen, so viel sei an dieser Stelle gesagt).

Und auch dieses Level findet zu früh sein Ende. Plötzlich nimmt der Raum um mich wieder Gestalt an.. Ich fühle mich als hätte man mich unsanft aus einem Traum geweckt.

"Wie gefällt es Dir denn?" werde ich gefragt.

Ich erinnere mich nicht mehr an meine Antwort, immerhin war ich gerade liebestrunken. Aber dies hier ist mein Fazit:

Den Gamedesignern ist eine grafisch berauschende Explosion von kunterbunten Reizen gelungen. Nintendo erfüllt mir Kindheitsträume, verfestigt spielerische Gedanken und es scheint.. nein.. es ist Fakt, dass alles was in dieser Welt zum Spielen und benutzen einlädt, auch funktioniert. Unzählige Interaktionen, die alle einen köstlichen Hauch Nostalgie und eine Prise Neues mit sich bringen, lassen das Nintendokind in mir im Triforce Dreieck hüpfen.. Ich kann es nicht erwarten das Spiel endlich mein eigen zu nennen und all diesen Geheimnissen tiefer auf den Grund zu gehen. Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen und auf der Nintendo-Couch verweilen bis es endlich Weihnachten.. Pardon.. bis endlich Ende Oktober ist.

Wer noch immer keine Switch sein eigen nennt, hat nun zwei Meilensteine zum Grund das unbedingt nachzuholen.

Vielen Dank, Nintendo, dafür dass ihr mich immer wieder berauscht. Dafür, dass ihr irgendwie alle meine Träume und Wünsche auf`s Neue verwirklicht. Als würdet ihr tief in meine Seele blicken und mich manchmal besser verstehen als ich mich selbst.. Wie bei einer tiefen, langen Freundschaft.

Mario zieht seine Mütze und ich ziehe meinen Hut