Star Wars: The Last Jedi
Plötzliches Licht im Kino, und ein Gewitter aus lauten Stimmen, reisst mich raus aus der weit, weit entfernte Galaxie die mich gerade noch fest umarmte.
Die Welt fängt rücksichtslos an sich wieder zu drehen. Ich bemerke nach einer Weile, dass ich nicht alleine bin. So viele Menschen reden und philosophieren lautstark um mich herum, irgendwo hat es Applaus. Doch ich sitze angespannt auf meinem Kinosessel und bin leer. Mein Mund steht noch offen, mein Kopf rast ohne Ziel. Ich bleibe stumm und bin irgendwo anders, unfähig Worte zu finden die meinen Gefühlen Ausdruck verleihen könnten.
Was fühle ich denn nur? Was war das? War das Star Wars? So richtiges Star Wars? Ich bin so überrannt, als wäre mir ein ATAT über die Leber gelaufen.
Es war schon die Macht auf der Leinwand. Es hatte wiederholt mächtige Momente die mir den Atem raubten. Der Film war ganz klar nicht schlecht. Aber doch hat es da ein paar Tie Fighter in meiner Magengrube, leider nicht die kribbelnde Art, sondern die Unangenehmen.
Viel zu oft habe ich während des Films das ganz miese Gefühl gehabt, dass der Humor zu weit geht, es war stellenweise zu komisch um die ernsthafte Atmosphäre der eigentlichen Thematik aufzubauen respektive kontinuierlich zu erhalten.
Der einzige permanent warme Wattebausch war der Soundtrack, welcher mich gekonnt stets umschmeichelte.
Im Gegensatz zur Musik kam die Mainstream-Story einfach nicht recht in Gang und erst die zweite Filmhälfte holte mich dann endlich richtig ab. Zugeben - das tat sie dann wirklich. Es hatte heiss ersehntes Piew Piew welches mein Fanherz lodern liess.
Es fehlt aber generell an Dunkelheit, es fehlt ein Band welches alles etwas enger verknüpft und es fehlt mir die Liebe zum Detail, vor allem was die Charaktere angeht. Es fehlt das richtig Böse und ernstzunehmende Imperium und es fehlt allgemein an Gänsehaut.
So interessante Figuren werden kurz vorgestellt um dann heldenhaft als Kanonenfutter zu dienen. Da hätte es doch so viel Potential gehabt. Während andere Sidekicks plötzlich wichtiger sind als sie im Film überhaupt zur Geltung kamen. Besonders schmerzhaft ist, dass einige Chataktere gelegentlich so selten dämlich agieren und vorgeführt werden.. Palpatine würde sich hier stellenweise im Grabe umdrehen..
Ich bin total verwirrt. Wer mit wem und warum und woher?!
Die Schauspieler haben gut abgeliefert. Gelegentlich kommen sie etwas farblos und matt daher, aber jeder für sich, mit Hilfe alter Bekannter und charmanten Droiden, bringt Individuell ein Gewürz in diese Suppe. Allen voran Luke, der für mich den gesamten Film rettet und alle anderen an die Wand spielt.
Natürlich hatte es auch, unabhängig von alten Bekannten, überall im Film kleine bis grosse Eastereggs wie vertraute Herzens-Zitate die mich Schmunzeln liessen.
Und dann hatte es natürlich Leia. Ach herrje.. Mein Herz.. Ich glaube es blieb stehen, so oft bei ihrem wundervollen Anblick. Und ja: Die Tränen liefen. So ein schönes und trauriges Gefühl sie dort so neu zu sehen und zu wissen, dass Carrie selbst das nun alles nicht mehr miterleben kann..
Es hat auch etwas Neues was so zuckersüss ist, dass ich lachen und verliebt schmunzeln muss: Die Porgs. Ich weiss, dass viele sie nicht mögen aber ich habe Ihnen mein Herz geschenkt. Die sind soooo Zucker! Ich brauche da dringend Kuscheltiere.
Doch auch der Zucker ist leider nicht lange auf der Zunge und im Mund ist zu oft ein fader Geschmack.
Der Macht sei Dank gibt es aber diese drei - vier Szenen die endlich den Todesstern in den Schatten rücken, weil sie mich mit brachialer Wucht einfach nur in den Sitz drücken. Meine Hände werden feucht, ich umkralle meinen R2D2 Rucksack und zittere vor tiefer Liebe. Und die Macht, ich weiss nicht ob warm oder kalt, kriecht mir ganz langsam den Nacken entlang.
Diese mächtigen Szenen sind dann auch die Rettung des Films. Sie hauen die schleppenden und verwirrenden Passagen nochmal raus, um dem Film ein Adjektiv wie „gut“ geben zu können.
Es ist alles in Allem kein Ausflug auf den Rummelplatz der Star Wars-Nostalgie der einfach nur den Fans gefallen will, sondern ein ernst zunehmender Teil der auf jeden Fall sehenswert ist. An Rogue One, der mich einfach umgehauen hat und endlich wieder echtes Star Wars für mich war, kommt The Last Jedi für mich aber (leider) bei weitem nicht ran. Da fehlt es hier an Seele, Fieber und Atmosphäre.
Ist es nun Liebe? Ist es Rotz? Ehrlich: Der Film liegt erstmal noch schwer im Magen. Ich mag noch gar kein abschliessendes Urteil fällen. Ja, es hat einiges was mich verwirrt und stört, aber es gibt auch tolle Momente. Weiteres ist dieser Teil ja nur ein Puzzlestück vom grossen Ganzen und Jesses: Ich bin gespannt wie das Alles in EP 9 einen Sinn machen wird.
Ich werde The Last Jedi noch einige Male schauen, EP 7 hat auch einige Anläufe gebraucht um mir zu gefallen..
Weiter auf‘s Ziel zu.