Ach, liebe Wonder Woman
Ich bin hin und her gerissen. Was soll ich nur genau von Dir halten? Schon lange nicht mehr, hat mich ein Superhelden-Film so beschäftigt und dann wiederum auch nicht. Eigentlich bist Du mir nach dem Kinobesuch irgendwie egal geworden und dennoch sind meine Gedanken bei Dir. Achherrje, mein Kopf..
Gal Gadot macht als Wunderfrau eine super Figur. Und das ist wortwörtlich gemeint. Wie sie da herum hüpft, sich lasziv in der Luft bewegt, ihre Knie am Boden entlang schleift und in Zeitlupe balletartig die Gegner mit ihrem Schwert umhaut. Das ist schon ganz grosses Kino und sieht richtig schick aus.
Auch abseits der brachialen Zweikämpfe (niemand kickt Gegner so schön aus dem Fenster wie sie!) steht die Frau ihren Mann. Wie sie da in einer männerdominierenden Gesellschaft Konter gibt und den Schnauzträgern mit ihren vielen Militärorden den Marsch bläst, da möchte man als Mädchen im Kino aufstehen und laut Beifall klatschen. Wondervoll.
Aber ja, Madame Gadot ist trotz ordentlicher Leistungen auf der Leinwand für mich einfach keine Wonder Woman. In meinem Kopf sehen Amazonen vollkommen anders aus. Es braucht mehr auf den Hüften, ich will Kurven sehen, ihr versteht mich schon. Ich möchte sie ja mögen, ja gar lieben, aber ich schaffe es nicht. Sie ist wie ein Schluck Wasser der in meinem Mund einfach nicht zu Bier wird. Sie berührt mich nicht, weckt keine Gefühle in mir, obschon die Origin-Story wirklich wunderschön geworden ist. Alleine die Kind-Version von Wonder Woman ist soooo süss, dass man sie aus der Leinwand schneiden und mit nach Hause nehmen möchte.
Was mir auch Kopfzerbrechen bescherte, sind diese teilweise zu anrüchigen Szenen. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin nicht prüde.. Nur wenn auf der einen Seite diese emanzipierte Wunderfrau gegen die Männerwelt ankämpft und es auf der anderen Seite viele plakative, fast schon sexistische Szenen gib, dann bricht die Balance des Films in sich zusammen und es nimmt ihm die Ernsthaftigkeit, die er durchaus zwischen den Zeilen trägt.
Alleine die ersten Minuten auf dieser Fraueninsel (ooh, ihr Männer werdet es lieben!) ist so vollgepackt mit unterschwelligen, anrüchigen Szenen, dass man stets darauf wartet, dass gleich ein Schmuddelfilm beginnt. Kämpfende Frauen, die in Zeitlupe in der Luft schweben und dabei ihre langen Beine lasziv bewegen und fast schon unter ihre Kampfröcke blicken lassen. Ich sehe schon alle im Heimkino sitzen und jene Szenen Standbild für Standbild konsumieren. Viel Spass dabei!
Wonder Woman ist unterhaltsam, stellenweise wirklich sehr, sehr witzig und auch die Chemie zwischen ihr und dem Chris Pine stimmt. Aber ich wurde einfach mit dieser Dame nicht warm. Dabei liebe ich doch die Wonder Woman so sehr. Schliesslich habe ich das Wonder Woman-Parfum von Gaultier hier stehen. Ich schwöre! Und ich habe es sogar selber gekauft! Echtjetzt!
Also, liebe Wonder Woman. Unterhaltsam bist Du, der beste DCEU-Film bis dato (ist aber nun auch nicht so schwierig gewesen, gell) und ich habe Dir sehr gerne zugesehen. Dennoch, verlass dann nun bitte mal meinen Kopf..
Du und Deine Insel, wir sehen uns im Heimkino!