Weihnachten ist eine Zeit der Traditionen und das gilt nicht nur für den Baum, den Adventskranz und den Adventskalender, sondern auch für das Entertainment-Programm.
Überall ist Harmonie: Willi Wuff rettet die Welt, die wunderschöne, einzigartige Romy Schneider (ich liebe sie) verzaubert als Sissi mein Herz und Aschenbrödel bekommt wieder ihren Prinzen (der nicht schön ist, aber ein Prinz, während er nicht weiß ob sie eine Prinzessin ist, aber auf jeden Fall ist sie schön).
Von all dem zuckersüßen Glück bekomme ich dann irgendwann Karies. Süßes ist ja toll, aber man kann es übertreiben, es hängt mir bereits zu den Ohren heraus, klebriges Zuckerzeug!
Also weg mit den glücklichen Weihnachtszaubermärchen und her mit einem achtjährigen Jungen der als schwarzes Schaf der Familie an Weihnachten zuhause vergessen wird. Eine Tüte Mitleid? Von wegen! Das wird zelebriert.
Und nicht nur von mir, sondern auch von Kevin selbst. Er genießt es das große Haus endlich mal wieder für sich zu haben, wie jedes Jahr.
Es tut meiner Seele einfach gut, wenn der kleine, freche Lausbub das Haus durchwühlt, das Zimmer vom großen Bruder für ein paar Dollar demoliert und aus Angst vorm Nachbarn eine Zahnbürste klaut. Was das über mich aussagt, will ich gar nicht wissen! Ist doch auch egal, weitermachen.
Endlich mal all den Schabernack anstellen den Mami und Papi immer verbieten, davon träumt doch jedes Kind und ja auch als Erwachsene möchte ich gerne nochmal gegen alle gesellschaftlichen Benimmregeln handeln, ach des tu ich ja viel zu oft.
Aber weil anderen Kindern beim Freuen zugucken irgendwann langweilig ist, bekommen ja noch zwei Trottel-Einbrecher vom kleinen Kevin den Popo versohlt.
Vielleicht bin ich ja ein bisschen sardistisch und in jedem Fall schadenfroh, wenn die zwei Gauner ins Spiel kommen, lache ich jedesmal Tränen. Kevins Hausverteidigungs-Streiche sind so asozial genial, dass sie nicht mal mir eingefallen wären (und das heißt was).
Von hübschen Kleinigkeiten wie Barfuss in Christbaumkugeln hüpfen, glatte Treppen runter rutschen und mit einer Softgun ins Gesicht schießen geht es bösartig bunt weiter mit Bügeleisen die ins Gesicht knallen, erhitzte Türknäufe verbrennen Hände, und ein Bunsenbrenner schmilzt einem die Mütze vom Kopf ..oh heilige Nacht!
Meine Lieblingsszene war, ist und bleibt die Pizza-Bestellung. Seither sage ich beim Trinkgeld geben immer: "Den Rest kannst Du behalten, Du Drecksschwein!" Na ja gut.. ich sage es nicht.. aber ich denke jedes mal dran!
Und wenn ich mich dann kugelig gekringelt habe, gibt der Film mir noch die heilige Harmonie, nach der ich insgeheim ja manchmal schon lechze. Ist ja schließlich Weihnachten!
Und es gewinnt die Gerechtigkeit. So viel Happyend können auch nur für Amis. Achtung Spoiler!!
Das Böse wird weggesperrt, sogar der gruselige Griesgram-Nachbar bekommt Besuch von seiner Familie, Kevins Anhang schafft es dann auch noch heim und will ihn nie wieder vergessen.. Gott sei Dank passiert es dann trotzdem nochmal, denn auch der zweite Teil ist gelungen!
Das einzige was mich an diesem Film im Nachhinein stört, ist das anscheinend jede zweite schwangere Frau seinerzeit ihrem Sohn den Namen "Kevin" verpasste, in der Hoffnung der Junge würde auch ein Lausbub-Genie, leider kommen viele Kevins eher nach dem Hauptdarsteller Macaulay Culkin.. Tschuldigung! Ihr versteht schon (;
Aber ja.. Trotz Low-Budget hat es der
Film "Kevin allein zuhaus" geschafft zeitlos und somit traditionell immer und immer wieder angeschaut zu werden. Naja, wenn John Williams den Soundtrack macht, kann ja auch nicht mehr viel schief gehen.
Und so kommt es, dass der arme Kevin immer und immer wieder allein zuhaus ist.
Aber vergessen werd zumindest ich ihn nicht.