Nerdfee


Gamescom

Oder: Der Abenteuerspielplatz für Gamer-Herzen
Oder: Die gemischte Tüte für jeden
Oder: Weihnachten im Sommer
Oder: Ich bin jetzt in einer Beziehung mit Mario (mal wieder)

Wieder hat die Gamescom alle Erwartungen gesprengt. Auch dieses Jahr hatte es (zurecht) einen Besucherzuwachs. Insgesamt haben vom 22.08-26.08 rund 350.000 Besucher die KölnMesse besucht. Gewachsen ist auch die Fläche, so dass die Menge an Menschen auch die ausreichende Menge an Platz hatte. So viel zu einigen Fakten, aber wen interessiert das? Klar, die Veranstalter und es sei ihnen gegönnt (fühlt Euch bitte alle umarmt). Aber reden wir doch über das Wesentliche:

„The Heart of Gaming“ lautete dieses Jahr der Slogan der Gamescom und wenn ihr mich fragt, könnte der Titel nicht passender gewählt worden sein. Was ich so liebe an Nerd-Messen ist dass man dort so viele bunte Gleichgesinnte findet. Die Herzen schlagen für‘s Gleiche, sie schlagen im Takt und nirgends schlagen Gamerherzen lauter als auf der Gamescom. Was hier geboten wird kann man ja kaum glauben (ich war da, es ist wahr - all of it).

Beginnen wir ganz vorn. Aufgeregt betrat ich am Dienstag das Messegelände. Jaha, da steht Dienstag, denn Dank der Akkreditierung durfte ich schon einen Tag eher die heiligen Hallen erkunden. Alles ging zügig voran (was übrigens für alle Tage gilt, wobei ich fairerweise ergänzen muss, dass ich ein Langschläfer bin und immer erst so gegen 12:00Uhr eingetrudelt bin). Die Security kontrollierte freundlich und gründlich meine Tasche und schon war das Glück zum greifen nah. Die Gamescom ist riesig, gerade am ersten Tag war ich erstmal erschlagen von den Hallen die ich alle auf den letzten Pixel erkunden wollte. Wo soll man denn anfangen, wenn alles verlockend ist? Es traf sich also ganz gut, dass es am Pressetag so leer war und ich einfach herumhüpfen konnte um mir einen Überblick zu verschaffen, welchen ich dann in den kommenden Tagen verfeinern würde. Ich muss aber ehrlich gestehen, so verlockend es ist über eine „leere“ Gamescom zu hüpfen, es fehlte mir irgendwie die Stimmung. Das Messe Feeling kommt eben erst mit den Cosplayern und all den Nerds auf. Es braucht die gemischte Tüte voller Überraschungen. So wanderte ich mit Bier durch alle Hallen, quatsche mit Bekannten und lernte neue Leute kennen mit denen ich mir schon mal einige Spiele ansah. Samus Returns hat mich direkt gepackt. Was liebe ich diese Frau (ich besitze sogar einen Zero-Suit) und ich kann es nicht erwarten dieses Spiel auf dem DS im Bett gemütlich zu zocken.
South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe hat auf jeden Fall schon mal allein (mal wieder) für den Namen einen Preis verdient. Ich habe den bösen Vorgänger schon geliebt und auch dieser Titel hat Gott sei dank kein Niveau. Ich trank noch etwas mit einem Bekannten vor Ort und ging am Abend voller Vorfreude Heim,
denn am nächsten Tag sollte das alte Fieber endlich wieder brennen.

Und so war es. Das Fieber kochte wie die Stimmung und die Sonne um die Wette. Schon bereits am Bahnhof gab es so viele Gleichgesinnte die fröhlich zur Messe eilten, es hatte Fotografen die bereits auf den Wegen Fotos von Cosplayern machten. Da stand ich also endlich mitten im Getümmel.. Die Entscheidung des Startpunktes fiel mir schwer, wurde mir jedoch abgenommen, denn ein Freund von mir war vor Ort und schickte mir seinen Standpunkt. Und schon war ich zwischen zahlreichen, traumhaften Retro Konsolen. Hier hatte es (trotz Besucher-Rekordzahlen) nicht mal lange bis gar keine Warteschlangen. Ich zockte spontan eine Runde Mario Kart auf dem SNES und spielte etwas Secret of Mana (Grüsse an die kuule Socke die mit mir gezockt hat). Doch es hatte ja noch so viel, also riss ich mich los und hüpfte weiter. Und wie ich hüpfte, denn ich fand erstmal eine riesige Hüpfburg (wer hätte gedacht dass ich mich auf der Gamescom sportlich betätigen würde).

Ein paar Schritte weiter war das Cosplay Village in dem auf der Bühne gerade eine sehr interessante und spassige Lichtschwert-Kampfshow stattfand, die ich mir mit meinem Squadteam ansah. Es gab die Möglichkeit sich hier nach zuschminken oder sein Cosplay reparieren zu lassen (wer sich gern verkleidet weiss, dass man da immer mal Klebe und Sicherheitsnadeln braucht). Auch hatte es hier viele Optionen schöne Fotos mit speziellen Hintergründe schiessen zu lassen, was mein Anhang und ich natürlich gleich gemacht haben.

Wir zogen als nächstes zu Battlefront, denn da wir alle riesige Star Wars Fans waren, war uns die Wartezeit von zwei Stunden es allemal Wert in den neuen Teil hinein zu schnuppern. Ich hatte auch später noch einen Presse Slot, wo ich das ganze nochmal zocken durfte. Es gab einmal eine Flug und einmal eine Boden Kampagne und das Spiel sieht einfach nur atemberaubend aus.

Am nächsten Tag habe ich quasi meine ganze Zeit bei Nintendo verbracht und dort auch mein persönliches Spiele-Highlight gefunden. Eben werde ich nun diesen Text in eine Liebeshuldigung an Super Mario Odyssee verwandeln.
Ich durfte zwei Level des neuen Mario Spiels anzocken und ich bin immer noch berauscht.

Da sass ich.. auf der Couch bei Nintendo und bekomme den Pro Controller in die Hand gedrückt, plötzlich bin ich mittendrin.

Mario steht in einer Wüste und mein Herz geht auf. Überall um ihn herum liegen kleine bis riesige Eisblöcke. Ein Schild teilt mir mit, dass ich Marios Mütze "Cappy" werfen kann, ich solle es einfach mal an Objekten in meiner Umgebung austesten.

Praktischerweise hat es so viel in der lebendigen Umgebung zu entdecken. Anfangs werfe ich Marios Mütze einfach querbeet auf Eisblöcke und Gumbas, um diese zu zerstören. Aber umso mehr ich mich dem Spiel öffne, umso mehr bekomme ich zurück. Werfe ich Cappy auf ein fliegendes Objekt, kann ich dieses übernehmen und mithilfe dessen kurze Strecken zurücklegen. Manch ein Gegner kann mir nützlich sein, übernehme ich zum Beispiel einen mit Sonnenbrille, lassen sich Geheimgänge ausfindig machen. Ich kann Cappy aber auch einfach werfen und auf sie drauf springen. Allein diese wundervoll umgesetzten Gedanken reichen ja schon um mich verliebt zu machen.

Ich stürze mich intuitiv tiefer ins Abenteuer, zugegeben erstmal etwas holprig, denn nach knapp 200 Stunden Breath of the Wild bin ich so sehr an Link gewöhnt, dass ich meine Zeit brauche mit Mario zu verschmelzen.

Mario ist frei. Überall möchte ich sofort hin.. Und überall darf ich sofort hin! Natürlich gibt es eine Hauptquest, aber ich kann mich auch einfach in diesem Action Jump & Run verlaufen und herrliche Kleinigkeiten finden.

Trotz der ganzen Erneuerung ist der knuffige Italiener der Alte geblieben, was sich nicht nur optisch und akustisch zeigt, sondern auch bei der Steuerung recht schnell offenbart. Die Stampfattacke, der Weitsprung und der Salto, alles funktioniert noch wie gehabt.

Fast schon erscheinen mir die Gegner lästig, schliesslich will ich erstmal alles auf mich wirken lassen, jedoch gibt es überall grantige Biester die nach dem Tode lechzen.

Zwischen bekannten Freunden und Feinden entdecke ich schnell mein neues Lieblings-Highlight: Die 2D Passagen im Spiel. Springe ich mit Mario in eine pixelige Röhre, verwandelt er sich in eine 2D-Version vergangener "Super Mario Bros"-Tage und es gilt einen kurzen aber kniffligen Part in Retro-Art zu zocken. Herrlich ist hier nicht nur allein diese Idee und die fantastische Optik, sondern wiedermal die Liebe zum Detail, denn auch die Musik switched (Chchch Switch) in diesen Passagen in alte, vertraute Klänge.

Doch das ist lang nicht alles. Mario sammelt keine Sterne mehr, es hat nun Monde (keine Raumstationen, wirklich echte Monde). Aber ganz ehrlich, nach all den Jahren hat er sich doch mal etwas Abwechslung verdient, immer nur Sterne sehen kann ja nicht gesund sein. Schön ist, dass es in den Levels überall recht viele Monde hat, so kann man auch unterwegs mit der Switch in der Bahn, im Flugzeug und co. mal ein paar Minuten spielen und sein Erfolgserlebnis recht schnell verzeichnen.

Ich will mich aber nicht zu sehr stressen.. Ich mag grad nicht nur kämpfen und das Level schnell beenden. Ich will jedes Sandkorn beschnuppern, doch plötzlich sind die zehn Minuten Spielzeit für das Level schon um, doch der Nintendogott startet sofort ein Neues (ein Mann der weiss was ich will).

In dem zweiten anspielbaren Level findet sich Mario in einer Grossstadt wieder. Willkommen im Erlebnispark New Donk City, ein riesiges Wunderland das, (nicht nur, aber auch) dank neuer Fähigkeiten von Mario, zum Abenteuerspieplatz fungiert.

Sehr menschlich wirkende Männer in Anzügen und Frauen in Kleidern stehen herum, Taxen zieren die Strassen und doch ist der comicartige Mario, in dieser gar nicht so knutschkugel bunten Welt, kein Fremdkörper. Mit kleinen Details wie Fragezeichenblöcken an den Ampeln, Autodächern die wie Trampoline fungieren und Stahlträgern vor Hochhäusern, welche wundervoll wie die Kulisse von Donkey Kong aussehen, fühlt es sich wundervoll heimisch an in dieser grossen Stadt (welche übrigens Pauline als Bürgermeisterin hat.. wirklich!).

Ich weiss vor lauter Reizen wieder gar nicht wohin mit mir. Also lasse ich mich von den Anregungen des erfahrenen Nintendomanns leiten und werfe Cappy auf den Herren ohne Hut, der gerade ein Spielzeugauto steuert. So kann ich für diesen das Fahrzeug durch einen Parcours lenken (Jesses, war das ein Kampf das Teil zu steuern.. Ich möchte nicht darüber reden) und schliesslich zur Belohnung einen Mond einsammeln.

Als nächstes hüpfe ich auf ein Mofa und düse etwas durch die Strassen, ich gehe Seilchen springen um einen neuen Rekord aufzustellen.. ich bin 1x mit dem Mofa gehüpft! Macht das erst mal nach.. kommt erstmal auf so eine Idee! Und genau das ist der Grund warum mein Herz auf ewig Nintendos Namen tragen wird:

Es ist wie ein Wunderland der Fantasie, wenn ich es denken kann, dann kann ich es auch machen.

Ich lasse Mario auf eine Laterne klettern, kurz verweile ich.. Eieiei sieht die Welt atemberaubend schön von hier oben aus. Wunderschön, ich bin sprachlos. Im Hintergrund hupen Autos, in der Ferne sehe ich Wolkenkratzer die quasi nach mir rufen und entdeckt werden wollen. Irgendwo spielt Jemand Saxophon.

Die Liebe zum Details macht sich plötzlich nicht nur in der Entfernung bemerkbar. Plötzlich setzt Mario sich hin und macht eine Pause. Wie unglaublich lebendig er ist, zum ersten Mal nehme ich ihn richtig wahr und das wohlig warme Gefühl in mir kocht über.. dieser Moment, wenn man weiss dass es Liebe ist! Ich möchte den verantwortlichen Entwickler schlicht küssen und den Nintendomann neben mir auch (Ich konnte mich beherrschen, so viel sei an dieser Stelle gesagt).

Und auch dieses Level findet zu früh sein Ende. Plötzlich nimmt der Raum um mich wieder Gestalt an.. Ich fühle mich als hätte man mich unsanft aus einem Traum geweckt.

"Wie gefällt es Dir denn?" werde ich gefragt.

Ich erinnere mich nicht mehr an meine Antwort, immerhin war ich gerade liebestrunken. Aber dies hier ist mein Fazit:

Den Gamedesignern ist eine grafisch berauschende Explosion von kunterbunten Reizen gelungen. Nintendo erfüllt mir Kindheitsträume, verfestigt spielerische Gedanken und es scheint.. nein.. es ist Fakt, dass alles was in dieser Welt zum Spielen und benutzen einlädt, auch funktioniert. Unzählige Interaktionen, die alle einen köstlichen Hauch Nostalgie und eine Prise Neues mit sich bringen, lassen das Nintendokind in mir im Triforce Dreieck hüpfen.. Ich kann es nicht erwarten das Spiel endlich mein eigen zu nennen und all diesen Geheimnissen tiefer auf den Grund zu gehen. Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen und auf der Nintendo-Couch verweilen bis es endlich Weihnachten.. Pardon.. bis endlich Ende Oktober ist.

Wer noch immer keine Switch sein eigen nennt, hat nun zwei Meilensteine zum Grund das unbedingt nachzuholen.

Vielen Dank, Nintendo, dafür dass ihr mich immer wieder berauscht. Dafür, dass ihr irgendwie alle meine Träume und Wünsche auf`s Neue verwirklicht. Als würdet ihr tief in meine Seele blicken und mich manchmal besser verstehen als ich mich selbst.. Wie bei einer tiefen, langen Freundschaft.

Mario zieht seine Mütze und ich ziehe meinen Hut. Und nun wachen wir alle wieder auf und finden uns im Trubel der Ganescom wieder.

Aber auch fernab von den neuen Spieletiteln findet man überall kleine Schätze. Selbst wer mit Gaming gar nichts am Hut hat kam auf der Gamescom auf seine Kosten. Das Gamescomfestival in der Innenstadt hatte insgesamt drei Bühnen auf denen zahlreiche Acts auftraten.
Die Hersteller hatten wie jedes Jahr zahlreiche Bühnenshows mit angesagten Gästen. Es wurde mal getanzt und abgefeiert und dann wieder ein wahnsinnig interessantes Interview geführt. Von Youtubern, über Esportler bis hin zu Entwicklern war für jeden was dabei.

So viel Messe für einen geringen Ticketpreis, wer sich da wunderte und komisch fühlte, konnte sein Geld dann einfach in Halle 5 lassen in der es Merchandise hatte so weit das Gamer-Auge blicken konnte. Ich glaube ich habe hier einige hundert Euro gelassen.

Und nun sitze ich hier, immer noch mit einem Dauergrinsen im Gesicht. Die Woche ist viel zu schnell vergangen und in den nächsten Tagen werde ich noch etwas intensiver über einige Spiele-Eindrücke berichten. Ich kann es nicht erwarten, dass die nächste Gamescom kommt.

Wobei bis dahin vielleicht und hoffentlich meine Füsse nicht mehr weh tun werden.