Nerdfee


Das schwarze Loch 1979

Allein der Filmtitel umschmeichelt mich mit einem Schwall herrlicher Erinnerungen. Wie eine kuschelige Decke schmiegt sich die Wärme eng um mich und bringt mein Herz schnell und freudig zum hüpfen, wie es sonst nur Essen kann.

Diese besondere Perle der Filmgeschichtenkette blendet mich vor Glanz noch heute, doch viele sehen nur grau. Der Film wurde leider so oft zerrissen. Für Blinde ist es nun mal schwer den Diamanten vom Stein zu unterscheiden. Disney selbst empfindet Das schwarze Loch wohl als schwarzes Schaf der knutschkugelbunten Familie, welches lieber totgeschwiegen wird. Der Titel ist auch untypisch düster und eben einer der ersten Disney-Werke mit Altersfreigabe, was sich in der Magengrube bemerkbar macht.

Zumindest in der meinen. Ich weiss noch als ich mit etwa fünf Jahren auf dem Sofa im Wohnzimmer sass, mit meinen Beinchen in der Luft wippte (damals reichten sie noch nicht auf den Boden) und freudig auf den Start der VHS-Kassette hin fieberte. Disney Filme gingen schliesslich immer.

Doch dann geschah etwas komisches:

Ein betäubendes Gefühl, gemischt aus Angst und brutaler Spannung, kroch mir eiskalt den Rücken hoch und bahnte sich seinen Weg in mein Herz und es wurde recht schnell klar, dass das kein Kinderfilm sein kann.

Quasi „Hinein, hindurch und darüber hinaus.“

Allein der epische Soundtrack, welcher sich von der ersten bis zur letzten Sekunde schaurig schön und sanft über die malerischen Bilder legt, katapultiert mich schon ins All (ich bin froh ihn inzwischen auf CD zu haben, lang habe ich darauf gewartet).

Doch die Story steht den Tönen um nichts nach. Es hat (wie der Titel wage spoilert) ein schwarzes Loch, in dessen Gravitationssog ein vermisstes Raumschiff treibt. Und Jesses, allein das Raumschiff sah schon so gewaltig und wunderschön aus.

Und dann sind da die Schauspieler mit den epischen Dialogen. Da hat es einige Stars, allen voran Maximilian Schell als grössenwahnsinniger Dr. Hans Reinhardt, welcher hier in seiner besten Rolle spielt (wie ironisch, dass das in einem so unter den Teppich gekehrten Film geschieht). Ich hatte ja so Angst vor ihm und gleichzeitig fand ich ihn charmant, ein Bösewicht wie er besser nicht sein könnte.

Die Menschheit ist im ganzen Film so kaltherzig, einzig die Roboter halten die Fahne der Werte hier noch hoch. Sie präsentieren quasi die knutschkugelbunte Disneywelt und wirken wie im Zeichentrick. Teils sind sie zu niedlich und übertrieben, aber mal ehrlich?! In der tiefsten Dunkelheit braucht es auch mal übertriebene Liebe, die vor Zuckerguss tropft. Doch der Zuckerguss kann das wunderschöne dunkle Herz nicht besänftigen.

Die düstere Atmosphäre spannt sich immer enger zusammen. Allein diese menschenleeren Gänge auf dem dunklen Raumschiff, lassen mein Blut gefrieren.
Von der wissenschaftlichen Theorie über schwarze Löcher rast der Film mit Lichtgeschwindigkeit plötzlich immer schneller Richtung Wahnsinn. Das Ende knallt mir dann wie eine Kanone vor den Schädel und drückt mich gegen die Sofa-Lehne. So viel Chaos, so viel skurriles, so viel Piew piew und so viele offene Fragen, die mir keiner beantworten kann. Ich bin verwirrt aber hin und weg.

Ich hatte nach dem Film dann auch die Hörspiel-Kassette (heute besitze ich sie noch) und sogar die Actionfiguren. So beantwortete ich mir spielerisch einige Fragen, in dem ich viele eigene Enden spielte.

Manche sagen dieser Film sei eine billige Star Wars Kopie, sie zerreissen das Werk und sehen nicht seine Schönheit. Das ist mir auch heute noch ein Rätsel.
Der herrliche 70er Jahre Charme und die gelungenen Spezialeffekte (welche Star Wars seinerzeit weder visuell noch finanziell nachstanden) sind immer wieder einen Filmabend wert.

Das schwarze Loch ist ein weltklasse Meilenstein der auf mich eine Anziehung hat wie ein schwarzes Loch.