Nerdfee


Ach, was war mein Herz enttäuscht als ich erfuhr, dass die Nintendo Switch erstmal ohne ein neues Mario-Spiel erscheinen würde. Die Enttäuschung wandelte sich dann recht schnell in Dankbarkeit. Wie hätte ich mich sonst zwischen Zelda und Mario entscheiden sollen? The Legend of Zelda: Breath of the Wild wäre vielleicht nicht so tief gegangen, wenn mein Herz immer mal wieder in eine andere Welt hätte hüpfen wollen. Ich bin schliesslich eine treue Seele, wenn ich mich einem Spiel hingebe, dann bin ich ganz seins.

Und was soll ich sagen, ich bin mal wieder verliebt. Es ist wieder die Liebe für`s Leben, eine neue, alte Liebe, die mich begleitet seit ich mich erinnern kann. Manch einer denkt nun an Familie und da liegt er nicht falsch, denn Mario gehört für mich zur Familie.

Und der Familie soll man ja helfen, zum Beispiel (wie in diesem Fall) beim hochzeitscrashen, wenn die Angebetete eines Familienmitglieds entführt wird und geehelicht werden soll. Unter uns, diese Peach macht das doch extra? Soll sie Bowser doch endlich heiraten, nach all den Jahren kann sie mir nicht erzählen, dass sie nicht Spass an diesen Entführungen und der Aufmerksamkeit hat, die Frau braucht, genau wie Bowser, mal ein Hobby. Aber das kann ich Mario nicht sagen, der ist einfach so ein herzensguter Held und schliesslich geniesse ich es auch die Zeit mit ihm zu verbringen.

Also hüpfen wir los und reisen um die Welt.. Mario ist, trotz all der Jahre, längst kein alter Hut. Dank der lebendigen Mütze "Cappy" (wieso sie lebendig ist erfahrt ihr dann selbst, ich mag nicht spoilern) kann Mario nun noch schöner mit seiner Welt interagieren, ihr habt ja keine Ahnung wie herrlich aufregend das ist. Anfangs werfe ich Marios Mütze einfach querbeet auf Gumbas, um diese zu zerstören. Aber umso mehr ich mich dem Spiel öffne, umso mehr bekomme ich zurück (ist bei Menschen im wahren leben meist eher enttäuschend). Werfe ich Cappy auf ein fliegendes Objekt, kann ich dieses übernehmen und mithilfe dessen kurze Strecken zurücklegen. Manch ein Gegner kann mir nützlich sein, übernehme ich zum Beispiel einen mit Sonnenbrille, lassen sich Geheimgänge ausfindig machen. Um besser zu schwimmen, wird Cappy auf Fische geworfen und von dem Professor will ich nicht zu viel verraten, Eieiei.. Ich kann Cappy aber auch einfach werfen und auf sie drauf springen. Allein diese wundervoll umgesetzten Gedanken reichen ja schon um mich verliebt zu machen. Die Japaner haben es einfach drauf Traditionen zu bewahren und von Neuem umschmeicheln zu lassen.

Trotz der ganzen Erneuerung ist der knuffige Italiener der Alte geblieben, was sich nicht nur optisch und akustisch zeigt, sondern auch bei der Steuerung recht schnell offenbart. Die Stampfattacke, der Weitsprung und der Salto, alles funktioniert noch wie gehabt.
Fast schon erscheinen mir die Gegner lästig, schliesslich will ich erstmal alles auf mich wirken lassen.
Ich stürze mich intuitiv tiefer ins Abenteuer, zugegeben erstmal etwas holprig, denn nach knapp 200 Stunden Breath of the Wild bin ich so sehr an Link gewöhnt, dass ich meine Zeit brauche mit Mario zu verschmelzen.

Mario ist frei. Überall möchte ich sofort hin.. Und überall darf ich sofort hin! Natürlich gibt es eine Hauptquest, aber ich kann mich auch einfach in diesem Action Jump & Run verlaufen und herrliche Kleinigkeiten finden.
Zwischen bekannten und neuen Freunden und Feinden entdecke ich schnell mein neues Lieblings-Highlight: Die 2D Passagen im Spiel. Springe ich mit Mario in eine pixelige Röhre, verwandelt er sich in eine 2D-Version vergangener "Super Mario Bros"-Tage und es gilt einen kurzen aber kniffligen Part in Retro-Art zu zocken. Herrlich ist hier nicht nur allein diese Idee und die fantastische Optik, sondern wieder mal die Liebe zum Detail, denn auch die Musik switched (Chchch Switch) in diesen Passagen in alte, vertraute Klänge.

Doch das ist lang nicht alles. Mario sammelt keine Sterne mehr, es hat nun Monde (keine Raumstationen, wirklich echte Monde). Aber ganz ehrlich, nach all den Jahren hat er sich doch mal etwas Abwechslung verdient, immer nur Sterne sehen kann ja nicht gesund sein. Schön ist, dass es in den Levels überall recht viele Monde hat, so kann man auch unterwegs mit der Switch in der Bahn, im Flugzeug und co. mal ein paar Minuten spielen und sein Erfolgserlebnis recht schnell verzeichnen.

Ich will mich aber nicht zu sehr stressen.. Ich mag grad nicht nur kämpfen und das Level schnell beenden. Ich will jeden Pixel beschnuppern, jeden Turm erklimmen und jedes Rohr erkunden (Pfui wer hier dreckige Gedanken hat, PFUI).
Vollkommen überreizt lege ich immer mal kurz den Controller aus der Hand und nippe an meinem (inzwischen kaltem) Tee. Und was macht Mario? Er setzt sich hin und lässt seinen Blick, genau wie ich, schweifen. Ich muss schmunzeln, erneut kocht mein Herz über und ich erinnere mich an Mario 64, wo Mario sich, wenn man mal den Controller bei Seite tat, niederlegte und zu schnarchen begann (ich meine es hatte auch wilde Nudel-Träume im Spiel, aber das ist vielleicht zu privat).

Den Gamedesignern ist eine grafisch berauschende Explosion von kunterbunten Reizen gelungen. Nintendo erfüllt mir Kindheitsträume, verfestigt spielerische Gedanken und es scheint.. nein.. es ist Fakt, dass alles was in dieser Welt zum Spielen und benutzen einlädt, auch funktioniert. Unzählige Interaktionen, die alle einen köstlichen Hauch Nostalgie und eine Prise Neues mit sich bringen, lassen das Nintendokind in mir im Triforce Dreieck hüpfen.. Es ist so unglaublich all diesen Geheimnissen tiefer auf den Grund zu gehen. Ein frisches, kribbelndes Beschnuppern von herrlich Neuem und eine alte, tiefe Verbundenheit, die mein Herz seit jeher ihr Zuhause nennt.

Man munkelt die Spielzeit der Hauptstory würde etwa zehn Stunden betragen.. Aber woher soll ich das wissen, ich bin verliebt! Ich verlaufe mich hier seit 21 Stunden absichtlich in jedem Flüstern des Nintendo-Herzens, ist mir egal ob Peach wartet, ich lebe hier gerade einen Traum!
Vielen Dank, Nintendo, dafür dass ihr mich immer wieder berauscht. Dafür, dass ihr irgendwie alle meine Träume und Wünsche auf`s Neue verwirklicht. Als würdet ihr tief in meine Seele blicken und mich manchmal besser verstehen als ich mich selbst.. So macht man das wohl in einer Familie.

Mario zieht seine Mütze und ich ziehe meinen Hut